Tag 3 – Rallye Tag 1


Tag 1 Nador - Missor


original Tuareg-Rallye-Streckenbeschreibung:

Streckenbeschreibung:
Start 9:45

- Schmuggler Pfad (Schwierigkeit 1) Die Offroadetappe des ersten Wertungstages beginnt direkt hinter der Hafenstadt Beni Ansar. Der Schmugglerpfad nicht nur früher sondern auch heute noch in Nutzung führt mit wunderschönen Aussichten direkt vom Meer hoch hinauf in die Berge des Küstenatlas.

- Enduro Aufstieg(Schwierigkeit 4) Nur Motorräder Profi Profi oder Amateurgruppe diese Etappe setzt die Entscheidungshilfe. Ein steiler Eselspfad führt über 500 Meter in die Berge des Küstenatlas. Glatte Felsplatten und enge Kurven erschweren den sehr steilen Aufstieg. Im Zweiten Teil der Etappe bildet eine kleine Schlucht mit steilen Felswänden ein landschaftlich und fahrerisches Highlight.

- Schlucht von Nador (Schwierigkeit 2) Das übrige Teilnehmerfeld kürzt den Enduro Aufstieg ab und fährt sogleich in die Schlucht von Nador ein. In Kurven langsam ansteigend führt sie in die Hochebene von Sakka

DK1 Sollzeit 12:30 - Sonderprüfung Guercif ausgefahrene, runde Pisten kennzeichnen diese mittelschnelle Sonderprüfung. Doch Vorsicht wer hier die Navigation vernachlässigt verpasst schnell den Abzweig

DK2 Sollzeit 13:30 - Piste von Debdou (Schwierigkeit 1) In unzähligen Serpentinen geht es in die Hochebene von Debdou. Als breite Piste führt die Strecke weit in den Süden Eine Piste für Fahrer die gerne etwas schnell fahren

DK3 Sollzeit 16:00
- Tisaf Schwierigkeit 2 (Nur Profis) Navigation ist gefragt kleine Fahrspuren sehr kurvenreich und sandig laden zum Triften ein
- El Hay Schwierigkeit 2 Auf Piste weiter in den Süden, Am Ende die legendäre Durchquerung des Muharen, Die Kraft des schnell fliesenden Wassers ist nicht zu unterschätzen

Definition der Schwierigkeitsgrade 1 = Piste für Einsteiger geeignet; 2 = Piste + loser Untergrund für Einsteiger Anspruchsvoll, 3 = Grobe Felsen und loser Untergrund 4 = Felsstufen, Steilabfahrten für erfahrene Offroader anspruchsvoll 5 = Sehr schwierig, nur die Besten kommen hier durch.

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Am Morgen legte die Fähre pünktlich in Nador an. Das besondere an diesem Hafen ist, dass er zwar auf dem Afrikanischen Festland ist, aber noch zu Spanien gehört. Aber erst mal galt es, die Motorräder wieder vom Anhänger zu laden und die Klamotten zu wechseln. Also ran an die Kisten und einmal umziehen. Dann ging es auch fix zum Zoll und nach nicht einmal zwei Stunden standen wir außerhalb des Hafens am Start zum ersten Rallyetag.
Da ich schon drei Mal als Individualtourist den Marokkanischen Zoll durchschritten (-litten) habe, empfinde ich jedes Mal als sehr angenehm, dass die RallyeOrga sich der ganzen Sache so super annimmt!
Nun noch schnell die Bordkarte abholen, und dabei die Sicherheitsausrüstung vorzeigen (dieses sinnvolle Spektakel ist der Beginn eines jeden Rallyetages).
Endlich geht es los. Ein Stück Stadteinwärts und dann ab in die Berge. Die Straße ist recht gut und es geht steil bergauf. Zum Glück ist dieses Jahr das Wetter gut. Letztes Jahr hatten wir hier Dauerregen und es war saukalt. Der Schmugglerpfad ist eine landschaftliche Traumstrecke. Von den Spitzen des Küstenatlas hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Meer. Der erste Teil des Schmugglerpfades ist eine asphaltierte Serpentinenstrecke – auf der jedoch jede Menge Rollsplitt liegt. Die kommenden knapp 50Km sind einfach zu fahren und leicht zu navigieren. Dann kommt im Roadbook ein Feld, welches darauf hinweist, dass die nächsten 120Km keine Tankstelle kommt. Das mag zwar einen Eintopffahrer mit 7l Sprit interessieren, aber mein Dampfer mit seinen 25l braucht da keinen Stopp. Das bringt mir natürlich einen netten Zeitvorsprung. Die Tanke ist erwartungsgemäß überlaufen.
Nun geht es eine Piste entlang, die letztes Jahr eine Tiefschlammstrecke war. Dieses Jahr hieß es hier nur „Hahn auf“. Die 12 Km sind schnell geschafft. Die Auswaschungen waren gut zu erkennen und alles lief nach Plan. Dann kam der Abzweig in die Berge. Es war ein etwas dummes Gefühl, hier allein hinein zu fahren. Aber auf meine Verfolger wollte ich nicht warten. Und ich schien im Roadbook richtig zu sein. Also ab.
Auf den kommenden Kilometern gab es alles. Queds, Auswaschungen, Trialpassagen und Speedstrecken. Nur ich war immer noch alleine. Dann gab es im Roadbook einen GPS Punkt und hurra, der stimmte mit meiner Strecke überein. Also war ich noch auf Kurs. Nach 20Km einsamer Fahrt traf ich an einer eingezeichneten Tankstelle einige Kollegen aus der Profigruppe. Schön, wieder Motorräder zu sehen J.
Wieder 20Km später kam dann endlich die DK und der Beginn der ersten Sonderprüfung.
Sonderprüfungen sind, im Gegensatz zu Verbindungsetappen, Strecken, wo es auf Zeit ankommt. Natürlich ist neben „Vollgas“ die Navigation das absolut Entscheidende. Ich war so geil auf „ballern“, dass ich erst einmal losbrauste und irgendwann anfing, auch mal ins Roadbook zu schauen. Das Resultat war klar, ich war falsch. Also zurück zum letzten sicheren Punkt, Roadbook und Boardcomputer neu justiert und weiter auf der Strecke. Dieser Idiotenfehler hat mich mindestens 10 Minuten gekostet.
28Km später kam die DK2 und die Etappe war zu Ende. Es war eine schöne Offroadstrecke. Dann folgten viele Offroadkilometer mit allem, was das Herz begehrt – aber auch mit gefährlichen Auswaschungen, Abbruchkanten und teilweise einer sehr schwierigen Navigation. Rainer Autenrieth versucht alles, dass man sich gründlich verfährt! Spaß hat auch die 10Km lange Straßenbaupiste gemacht. Hier wurde eine dicke Schicht grober Schotter auf die Piste gekippt. Später soll da sicher mal Asphalt drüber. Die leichten KTMs hatten hier teilweise tüchtig zu rudern. Meine dicke Zweizylinder pflügte da locker durch und mit vollen Speed an den kleinen Eintöpfen vorbei.
Nach DK3 ging es dann weiter Richtung Tagesziel. Viele Offroadkilometer später, die teilweise recht heftig waren, kam die Flussdurchfahrt. Letztes Jahr hatte ich es mit einem tüchtigen Eiertanz mal gerade so geschafft. Dieses Jahr klappte es mit Bravour. Die 200Kg und der massive Vortrieb der Twin brachten mich trotz heftiger Strömung gut an das andere Ufer. Viele entschieden sich, zwischendurch ihre Maschine im Wasser baden zu legen J. Aber ein paar Kilometer sind noch zu fahren. Die Piste ist recht einfach zu navigieren und außer ein paar im Roadbook vermerkten Gefahrenstellen ist nichts besonderes mehr zu erwarten.
Das klappte alles so, bis zum Roadbookbild 247. Ich hatte schon zwei Bilder weiter gespult und gesehen, dass bald eine Asphaltstraße kommt. In der Ferne konnte ich auch schon Fahrzeuge erkennen. Nur dummerweise schaute ich nicht mehr in das Bild, welches ich bereits vorbeigespult hatte. Dort stand – und ich hatte es extra rot markiert ABBRUCH! – und ich hätte links auf die Parallelpiste fahren sollen. Leider war es zu spät, als ich vor mir die ca. einen halben Meter tiefe Abbruchkante sah. Die Piste war hier auf eine Länge von ca. 5-10m weggespült worden. Zum Springen hatte ich keine Chance mehr, seitlich konnte ich ohne Sturz auch nicht mehr ausweichen. Also versuchte ich die Maschine mit ca. 80Kmh „sauber abzulegen“. Das klappte auch bis zur Abbruchkante. Dort blieb nur dummerweise der Motorschutz hängen. Die Maschine überschlug sich und ich machte einen netten Satz in den Dreck und Schotter. Nach der Landung schaute ich erst einmal, ob ich ok war. Es war nicht gerade eine sanfte Landung. Dann sah ich meine arme Maschine kopfüber an der Kante hängen. Ein trauriges Bild. Zum Glück kamen zwei Engländer auf ihren KTMs an und schauten, ob alles ok ist. Sie drehten meine arme Maschine wieder auf ihre Füße und boten weitere Hilfe an. Von hier aus nochmals meinen herzlichsten Dank an Euch!!!
Der Lenker stand ziemlich schief, war aber nicht verbogen. Also waren die Gabelbrücken verdreht. Mein „Galgen“ – also dass Teil, wo die ganzen Navigationsinstrumente befestigt waren, war vollkommen verbogen. Die rechte Verkleidungsseite hatte auch einiges abbekommen und meine linke Hand tat etwas weh. Aber alles kein Problem. Nach keinen 10 Minuten saß ich wieder auf meiner Maschine und rollte vorsichtig in Richtung Ziel DK.
Heute hatte ich nun schon 2 Mal aus reiner Dummheit gut 10 Minuten verloren, meine Twin kaputt gemacht und die Hand leicht lediert (dachte ich… sie war gebrochen).
Im Hotel angekommen ging es erst mal ins Zimmer und dann gleich an die Arbeit. Die Twin musste ja wieder für morgen gerichtet werden. Da meine Hand immer mehr wehtat, trabte ich erst mal zu Klaus Spörl seinem Rettungswagen. Er schickte mich dann auch gleich ins örtliche Krankenhaus zum Röntgen. Hier zeigte sich mal wieder, dass eine anständige medizinische Begleitung bei einer Rallye einfach dazu gehört.
Das Krankenhaus war nach deutschen Vorstellungen ein gekachelter Schuppen. Das Röntgengerät hatte möglicherweise der gute alte Conrad Röntgen selber noch gesehen. Marokko ist eben doch ein anderer Planet. Die Ärztin dort war aber super nett und auf den Bildern war kein Bruch zu sehen. Also aufatmen und zurück zum Schrauben. Blöderweise tat mir meine Hand ziemlich bei der Bastelei weh. Aber um 1Uhr in der Früh hatte ich den Galgen zerlegt, die Bleche neu ausgerichtet und alles wieder zusammengebaut, die Verkleidung mit Tape und Kabelbindern befestigt und noch so einiges gerichtet.
Dazwischen war um 20 Uhr das übliche Abendessen, die Ausgabe der neuen Roadbooks und das Fahrerbreefing für den kommenden Tag.
Da die Hand immer noch schmerzte, stabilisierte ich sie mit Panzerband und warf mir ein paar Schmerztabletten ein. Morgen werde ich die Sache ruhig angehen und die Hand schonen.

Trotz des Sturzes und der Verfahrerei in der ersten Sonderprüfung hatte ich Platz 2 bei den Zweizylindern. In der Gesamtamateurwertung war es Platz 6. Heute saß ich 10:12h im Sattel. Ein langer Rallyetag.

Trotz schmerzender Hand... die Maschine musste bis morgen früh wieder laufen.

Unser Team hatte wohl den komfortabelsten Schrauberplatz der Rallye. Den brauchten wir aber auch...

Klaus Spörl mit seinem "SOS-Taxi". Er hat mich mit seinem Nissan sogar aus den Dünen geborgen.

Hotel Baroudi - hier endet der erste Rallyetag.

An irgendeiner DK (Durchgangskontrolle) am Rallyetag 1.

Auffädeln des Roadbooks im Hafen von Nador.

Marokkanische Verkehrszeichen sind geringfügig anders...