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Die Sternwarte


Jeder Hobbyastronom träumt von seiner eigenen Sternwarte. Ich habe es bisher eigentlich immer recht einfach gehabt. Das Teleskop stand im Wohnzimmer und wenn mal eine sternenklare Nacht war, musste ich nur die Terassentür aufmachen und nach 20 Minuten war das Setup startklar. Aber gerade im Winter war das oft nervig und wenn dann doch mal plötzlich nachts Wolken aufzogen und sich regen ankündigte, musste ich schnell raus… sofern ich es überhaupt bemerkt habe…
Also muss eine Sternwarte her. Die kaufbaren sind unverschämt teuer und viel zu groß. Wobei… wie groß muss die Sternwarte eigentlich sein?

Ich habe mein Teleskop auf dem Stativ in alle Richtungen gedreht und gemessen, wie weit es von der senkrechten Mittelachse nach außen kommen kann. Dabei war die Frage: mit oder ohne Taukappe?
Da das Teleskop nachts fast immer einen Meridian-Flip durchführt war klar: mit Taukappe. So ergab sich ein maximaler Radius von knapp einem Meter. Mit der Zugabe von 10cm spiel kommt ich so auf einen Sternwartendurchmesser von 220cm.  Für die Höhe war wiederum die Frage zu klären, ob ich das Teleskop in der klassischen Ausrichtung zum Nordstern aufrecht parken möchte, oder es einfach wagerecht schwenke. Letzteres erlaubt mir eine Sternwarten-Wandhöhe von 170cm. Das macht die Hütte ein gutes Stück flacher.

Zu beachten für die Wandhöhe war auch, in welchem Winkel ich in jeder Himmelsrichtung durch angrenzende Häuser und Bäume begrenzt bin. Die Wandhöhe sollte unter diesem vorhandenen Horizont bleiben und das Teleskop in der Sicht nicht noch weiter einschränken.

Die Frage des Daches war schnell geklärt. Da die Hütte mit 2,2m Durchmesser und einer Höhe von 1,70m zu groß für ein Klappdach wird, muss ein Rolldach drauf. Somit war das Design fertig.


Nach dem Abstecken der Hüttenmaße habe ich begonnen, die Säule zu fertigen. Dazu habe ich ein 300mm Durchmesser Kanalrohr gekauft. Für das Fundament sollten 60x60cm in der Breite und 80cm in der Tiefe ausreichen. Da die Säule 90cm aus dem Boden schauen soll, Habe ich das Rohr auf 170cm gekürzt. Um den Beton vor Rissen zu schützen, habe ich in das Rohr aus Baustahl ein Geflecht eingebunden. Die Stangen habe ich durch das Rohr gesteckt um somit noch mehr Stabilität zu erreichen. In das Rohr kommt ein Dreiseitiges Baustahl-geflecht. Ich hoffe, dass der Beton somit ohne Risse bleibt und stabil genug wird.


Nun muss das Fundament ausgehoben und die Säule einbetoniert werden. Dazu die Fundamente für die Stützen ausheben und die Säulenhalter einbetonieren. 

Ach ja… ich habe mich dazu entschieden, keinen Betonfußboden zu gießen, sondern die Sternwarte auf 4 Füße zu stellen und einen Holz-Fußboden einzubauen. So bleibt unter der Hütte normaler Boden wo das Regenwasser abfließen kann. 

Es gibt schon zu viel versiegelte Böden. Ein bisschen Umweltschutz muss sein ;-)


Zuerst habe ich die Maße mit Pflöcken und Schnur abgesteckt. Das Loch sollte ja in der Mitte der Hütte sein. Dann kam das ausgraben. Bei meinem Lehmboden war das harte Arbeit! Je tiefer es ging umso schwerer war die Buddelei. Zum Glück waren keine Steine im Weg. 

Dann wurde das Abflussrohr mit der Stahl-Armierung eingesetzt… und alles passte!

Jetzt das Rohr so abstützen, dass es gerade steht. Das ging mit 4 Brettern und 4 Keilen recht einfach. Beim Verfüllen habe ich immer wieder etwas nachjustiert. Als das Fundament zu 2/3 gefüllt war. Ging allerdings nix mehr. Ein gutes Zeichen für die Stabilität!

Am zweiten Tag ging es in den Baumarkt Beton Shoppen. Ich habe mich für Gartenbeton entschieden, da bei der angebotenen Mischung viele Steine drin waren und das Zeug recht gut bewertet wurde. Am Ende habe ich 25 Säcke zu je 30kg verbraucht. Das mischen geht recht fix. Den Sack in die Tuppe entleeren, 3L Wasser drauf und gut vermischen! Wichtig dabei, nicht zu viel Wasser nehmen. Der Beton sollte Erdfeucht sein. Also keine zerfließende Masse! Und nach 2 Ladungen immer gut mit einem dicken Stab verdichten. Sonst gibt es schöne Löcher für den Frost.



Nach 3x in den Baumarkt fahren (weil A das Auto nur 500kg zuladen kann und B am Ende 1 Sack gefehlt hatte…) war am Nachmittag das Fundament gefüllt und die Säule so voll, dass der Lacerta-Betonsäulenadapter eingebaut werden konnte. Dabei musste neben der Waagerechten-Ausrichtung natürlich auch die Himmelsrichtung passen. Ein kleines Problem dabei war der viele Stahl im Fundament. Das mag ein Kompass überhaupt nicht.  Mit etwas Abstand ging es dann aber. Der Kompass im Handy wäre keine gute Wahl gewesen ;-)



Am dritten Tag habe ich alles nochmal nachgemessen. Alle Werte waren so, wie ich es wollte. Winkel und Himmelsrichtung passen. Nun hat die Säule noch einen anständigen Anstrich bekommen.
Beton ist nach 28 Tagen ausgehärtet. Also werde ich noch ein paar Tage warten, bevor ich die Montierung drauf setze.


Der nächste Step ist die Bestellung für das Holz der Hütte. Das muss ich dann alles noch zusagen, teils fräsen und alles pinseln.



Die Holzbestellung war eine spannende Sache und etwas ein „Schuss ins Blaue“. Das Balkengestell und die Bretter Für Wand & Boden waren fix ausgerechnet. Da ich aber noch keinen wirklichen Plan vom Dach, der Tür und dem Fenster habe, musste ich hier etwas schätzen. Dann habe ich 3 Holzhändler in meiner Umgebung angefragt. Die preise waren recht dicht beieinander. Da nur ein Händler telefonisch für meine Rückfragen erreichbar war und der auch das am besten aufbereitete Angebot hatte, war die Entscheidung schnell getroffen.
Nun musste ich mir überlegen, wie ich alles zusammen bauen will. Zapfen ist eine ordentliche Arbeit, Blechwinkel geben immer eine Basis zum faulen… da bleiben dann nur noch gute Heco 61225 TOPIX-Plus CombiConnect 6,5, verzinkt, 6.5x150 Schrauben übrig. Damit kann ich stabil die Balken verbinden.
Bei der Farbe bin ich beim Schwedischen Farbenhandel in Hamburg gelandet. Die sind zwar nicht ganz günstig, aber das Sortiment ist genau das, was ich haben wollte. Alle Holzteile werden vor dem Verbauen auf Maß zugeschnitten, mit Grundieröl, dann mit Haftgrund und zuletzt 2x mit Farbe gepinselt. So sollte das Holz 15-20 jahre ohne Nacharbeit gut aussehen. 


Hurra, hurra, das Holz ist da… nahe, zumindest die ganzen Balken. Auf die Verkleidungsbretter muss ich noch ca 2-3 Wochen warten. Dank der Ukraine Krise ist Holz nicht nur sehr teuer geworden, sondern auch mit längeren Lieferzeiten versehen. Jetzt muss alles zugeschnitten und gefräst werden. Da ich ja die Wandbretter nicht verschrauben, sondern nur einstecken will, muss jeder Balken die entsprechenden Nuten bekommen.


Die 2cmx2cm tiefe Nut musste ich je in 2 Durchgängen fräsen. In einem Zug war es für meine kleine Festool Fräse zu anstrengend. Bei den Eckpfeilern hieß es aufpassen, da die Bretter nicht mittig, sondern nur 2cm vom Rand versetzt eingelassen werden sollen.



Es ist erstaunlich, wie viel Material beim Fräsen abgetragen wird. Die Sammelbox in meinem Absaugmobil war 2x voll!
Nun geht es an das streichen der Balken. Hier habe ich mir Grund Öl, Haftgrund und Farbe vom Schwedischen-Farbenhandel aus Hamburg bestellt. Das Öl ist dafür, dass das rohe Holz bei Witterung nicht reißt. Der Haftgrund soll die Farbe gut mit dem Holz verbinden und die Farbe… na die macht es halt schön ;-)- Ich werde 1x Farbe auf das unterbaute Holz streichen und wenn die Hütte steht, noch ein zweites Mal alles pinseln.

Auf dem Bild links sind die Pfosten 1x geölt und 1x mit Haftgrund gestrichen. Als nächstes kommt 1 Schicht Farbe drauf. Ich hoffe, dass die Nuten für die Bretter danach noch passen…


Nach vielem Streichen, Streichen und nochmal Streichen habe ich den Hüttenrahmen aufgebaut. Alles ist gerade und sollte gut passen. Allerdings muss ich die Eckbalken alle noch kürzen. Ich bin mir immer noch nicht klar darüber, wie hoch die Wände werden sollen. Der Horizont der Häuser soll ja nicht überschritten werden. Das gilt insbesondere für die SÜD-Seite. Also werde ich erst mal bis 1,60m Höhe die Wände bauen… wenn das Holz dafür mal kommen würde und… ihr ahnt es… es vor der Verarbeitung mehrfach gestrichen wird.
Das kleine Fenster links auf dem Bild wird die Querstabilisierung für die Boden-Bretter. Dafür habe ich extra noch 2 Bodenanker gesetzt. Ich will ja beim betreten der Hütte nicht durchbrechen ;-)


Einige Tage später (die Quer-Boden-Stabilisierung ist geölt, grundiert und 2x gestrichen) ist die Bodenstabilisierung eigebaut. Auch die Türpfosten stehen.
Am Boden erkennt ihr eine Folie. Die soll künftig das Grünzeug daran hindern, dass die Sternwarte von unten her zuwächst. Jetzt ist auch mal Zeit für eine kleine Teleskop-Anprobe.


HURRA, HURRA, das restliche Holz ist da ;-). Und natürlich müssen die 5m langen Bretter erst mal alle auf Maß zugeschnitten werden. Da hat meine gute Metabo Kappsäge gute Arbeit geleistet. 5m sind schon eine lange Sache…


Zuerst habe ich den Boden zugeschnitten. Dabei musste ich auch den Ausschnitt für die Betonsäule machen. Er soll nicht zu groß werden, aber auf keinen Fall die Säule berühren. Also musste hier ordentlich mit Zirkel end exaktem aussägen gearbeitet werden. Dabei hat sich wieder mal gezeigt; wenn man das richtige Werkzeug hat, geht alles fast von allein :-)


Zeitweise sah mein Garten aus, wie eine Baustelle mit einzelnen Arbeitsstationen. Und wie sollte es anders sein… nach dem Zuschneiden der Böden- und Wandhölzer hieß es wieder: Ölen, Grundieren & Streichen.


Aber irgend wann sieht man den Lohn der ganzen Arbeit… die Sternwarte nimmt so langsam Gestalt an. Die Frage der Wandhöhe und des Horizontes ist immer noch nicht 100%ig geklärt :-)



Jetzt geht es ans Dach. So einen richtigen Plan habe ich noch nicht, außer dass es auf 4 Rollen laufen soll und eine leicht Neigung haben wird. Es ist eben ein sehr agiles Projekt (exaktes Planen ist was für Angsthasen ;-))

Beim. Zusammenbau der Stücken mit den Längs-Balken, auf denen das Dach rollen soll, war exaktes Arbeiten gefragt. Also habe ich zuerst den Dachrahmen mit den Rollen zusammengebaut und ihn dann auf die Schienen gelegt. Im Anschluss alles mit Schraubzwingen so fixiert, dass das Dach ohne jeder Verzerrungen leichtgängig rollt. Als das vollbracht war, habe ich alles mit guten SPAX-Schrauben fixiert.


Es geht voran. Natürlich nicht, ohne mal wieder die Bretter für das Dach zu ölen. Streichen ist hier nicht notwendig. Den vorderen Giebel habe ich etwas weiter vorgezogen. Zum einen gefällt mir das Design der Sternwarte besser und zum Anderen entsteht so noch etwas Stauraum für einigen Astrokrempel, der in der Sternwarte gelagert werden soll.
Spannend wird sein, ob ein geöffnetem Dach der Giebel das Polar-Alignment bei der 60° Rotation stört.